Corona-Krise als Chance für einen sozialökologischen Wandel
„Wir können das doch viel besser!“, davon ist die Politökonomin, Transformationsforscherin und Autorin Maja Göpel überzeugt. In Zeiten von Corona beherrscht die Bekämpfung des Virus den öffentlichen Diskurs. Gesellschaftspolitische Themen wie Nachhaltigkeit und sozialökologischer Wandel rücken scheinbar in den Hintergrund. Und doch kann genau diese Krise auch eine Chance zu einem neuen umfassenden Aufbruch sein. Die Pandemie brachte die Erfahrung von Begrenzung mit sich und zeigte Ungleichheiten bei der Verteilung der Ressourcen und des Reichtums auf, in Bezug auf Deutschland und auch global betrachtet. Die Corona-Krise öffnete zudem die Augen dafür, dass man auf Konsum auch einmal verzichten kann. Sie verdeutlicht, dass eine Gesellschaft als Schicksalsgemeinschaft durch frühzeitiges Eingreifen und Solidarität direkte Erfolge erringen kann. Viele Bürger*innen befassen sich nun mit der Frage, was wirklich wichtig ist im eigenen Leben, in einer sich verändernden Gesellschaft, und für den einen Planeten, für den alle verantwortlich sind. In dieser Zeit des Umbruchs und der Verunsicherung zeigt Maja Göpel Perspektiven, wie ein „gutes Leben“ für alle möglich wird.
Maja Göpel wurde 1976 in Bielefeld geboren. Seit ihrer Jugend zielt sie in ihrem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Engagement auf lebendige Nachhaltigkeit im weitesten Verständnis dieser inzwischen weit akzeptierten politischen und sozialen Norm. Parallel zum Diplom als Medienwirtin und der Promotion in Politischer Ökonomie arbeitete sie mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen bei den Themen Welthandel, Klimawandel und Nachhaltigkeit zusammen. Dabei stand die Verbindung von Umweltthemen mit sozialer Gerechtigkeit und Teilhabe an gesellschaftlicher Entwicklung im Mittelpunkt. Maja Göpel wirkte federführend beim Aufbau des „World Future Council“ mit. Der Transformationsforschung widmete sie sich als Leiterin des Berliner Büros des „Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie“, dessen erster Leiter Ernst-Ulrich von Weizsäcker vor 10 Jahren mit dem Theodor-Heuss-Preis ausgezeichnet wurde. Nach ihrer Zeit beim Wuppertal Institut brachte Göpel ihre umfassende Erfahrung als Generalsekretärin des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ ein. 2019 wurde die Transformationsforscherin zur Honorarprofessorin der Leuphana Universität Lüneburg ernannt und war Mitbegründerin des Netzwerks „Scientists for Future“, einer Bewegung von Forschern für mehr Klimaschutz, der auch die Medaillenträgerin Mai Thi Ngyuen-Kim angehört. Mit dem Bestseller „Unsere Welt neu denken“ ist Maja Göpel 2020 einem breiten Publikum bekannt geworden.
Ihre wissenschaftliche Arbeit sucht unaufhörlich und mit großer Aufgeschlossenheit für die verschiedenen Perspektiven nach überzeugenden praktischen Antworten auf die Grundfragen der Nachhaltigkeit. Es geht Maja Göpel um einen Wandel unserer globalen Lebensweise, der die Grenzen unseres Planeten und seiner Ressourcen achtet. Das kann nur gelingen, wenn der Wandel politisch inklusiv, d.h. solidarisch gestaltet wird, im Prozess der Transformation ebenso wie im Umgang miteinander. Sozialökologischer Wandel geht nur demokratisch und gemeinsam. Solidarität wird damit nicht nur zum Zeichen des sozialen Zusammenlebens, sondern auch des gemeinsamen zukunftsgerichteten Handelns.
Die Transformation erfasst alle Bereiche, auch die Wirtschaft ist massiv betroffen. Gerade dort, wo Veränderungen unabdingbar sind, besteht die Chance, diese nachhaltig zu gestalten. Für Kapital aus öffentlicher Hand zur Rettung von Unternehmen fordert Maja Göpel deshalb eine CO2-Reduktionsstrategie und ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell. Auch wenn dies kurzfristig Arbeitsplätze und Gewinne kosten könne, entstehe auf lange Sicht eine positive Bilanz. Sie argumentiert für einen Lastenausgleich nach der Krise. Denn bei den derzeitigen Marktstrukturen sind besonders die, die Akzente für Nachhaltigkeit setzen wollen, systematisch benachteiligt. Branchen wie Bildung, Pflege, Kultur stehen mit ihrer außer-monetären Wertschöpfung nach Göpels Ansicht zu wenig im Fokus. Sie wirbt für eine Kreislaufwirtschaft mit resilienten Wertschöpfungsketten, die alle versorgt, aber nicht ununterbrochen wächst. Ihre Leitlinien sind Bürgerrechte, soziale Marktwirtschaft, erhöhte Lebensqualität mit geringem ökologischem Fußabdruck. Denn so können viele Dinge wachsen, die wirklich wichtig sind: eine gesunde Umwelt, eine solidarische Gesellschaft, sinnvolle Jobs, Zeit für Bildung, Familie, Gemeinschaft und Gesundheit.
Maja Göpel macht komplexe Zusammenhänge und historische Entwicklungen verständlich. Sie setzt viele im politischen Diskurs als unversöhnlich dargestellte Handlungsoptionen so in Beziehung, dass Wege nach vorne sichtbar werden. Gemeinsam gilt es zu überlegen, wie wir in unseren Rollen als Produzent oder Konsument dazu beitragen können, ein System zukunftsfähig zu machen. Anstelle von rigorosen Verzichtsstrategien plädiert Maja Göpel für Kreativität, die eingefahrene Denkgewohnheiten überwindet und neue Möglichkeiten eines „guten Lebens“ für alle eröffnet. Ihr Buch „Unsere Welt neu denken: Eine Einladung“ ist so zu einem Bestseller geworden. Es gelingt ihr, viele Menschen zu erreichen, die mit kleinen Schritten gemeinsam etwas bewirken. Das dokumentiert, wie klug Maja Göpel die Notwendigkeit, unbequeme Herausforderungen anzugehen, mit einladender Freundlichkeit, die sie selbst lebt, verbindet. Die Krise kann so auch etwas Positives mit sich bringen, denn „Wir können das doch viel besser!“
"Karawane der Vernunft"
Kreative Zivilcourage gegen rechte Corona-Proteste
„Stehen wir gemeinsam füreinander ein!“, so lautet eines der Ziele der Initiative „Karawane der Vernunft“ des Vereins Augen auf – Zivilcourage zeigen e.V.. Unter dem Motto „Paradiesvögel statt Reichsadler“ wehrten sie sich mit einem Auto-Korso gegen rechte Proteste gegen Corona-Maßnahmen, die im Juni 2020 entlang des ostsächsischen Teils der Bundesstraße 96 stattfanden. Um den Raum wieder für die Demokratie zurückzuerobern, zogen mutige Engagierte kreativ und friedlich durch die Straße.
Die Bundesstraße 96, die „ostdeutsche Route 66“, ist eine Straße mit Geschichte: Sie war eine zentrale Verkehrsachse der DDR und stand für die Sehnsucht nach Freiheit. Im Herbst 1989 zogen sich Lichterketten gegen das SED-Regime entlang dieser Straße durch die ganze DDR. Im Juni 2020 prägten stattdessen Gegner von wissenschaftsbasiertem Diskurs, Demokratie und Rechtsstaat das Straßenbild.
Bei Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen seit Anfang Mai standen zunehmend Neonazis, Reichsbürger*innen und Verschwörungstheoretiker:innen im Vordergrund. Rechte Proteste mit schwarz-weiß-roten Fahnen, auch die Farben des nationalsozialistischen Regimes, bestimmten die Szenerie und riefen Erinnerungen an schlimme Zeiten hervor. Dieses Bild war für Anwohner:innen und Durchfahrende unerträglich und sandte ein fatales Signal über den Zustand der Demokratie in Ostdeutschland.
Die Initiative „Karawane der Vernunft“ des Vereins Augen auf – Zivilcourage zeigen e.V. nahm diese Präsenz des Rechtsextremismus nicht länger hin. Sie wollte zeigen, dass Anhänger:innen des deutschen Reiches nicht das Volk sind und die Meinungshoheit im öffentlichen Raum für die Demokratie zurückerobern. So schlossen sich am 14.06.2020 Menschen mit über 30 Fahrzeugen in einem Auto-Korso zu einem friedlichen Protest zusammen. Mit geschmückten Autos, bunten Fahnen und ausdrucksstarken Plakaten setzten die Teilnehmenden zwischen Zittau und Bautzen ein Zeichen für Vernunft, Solidarität und Demokratie. Ganz nach ihrem Motto „Paradiesvögel statt Reichsadler“ standen sie für Vielfalt und Kreativität und setzten sich gegen Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Gewalt zur Wehr. Mit von der Partie waren Menschen aus Gewerkschaften, Vereinen und anderen Organisationen, Künstler:innen, Vertreter:innen von Kirchen, Unternehmen, Parteien – und einfach demokratisch gesonnene Bürger:innen aus den Landkreisen Görlitz und Bautzen.
Dieses Engagement erforderte jedoch Mut! Bereits im Vorfeld erlebten die Teilnehmenden massive Drohungen. Während des Korsos wurden sie beschimpft und angefeindet. Rechtsextreme zeigten Hitlergrüße, sprangen auf die Fahrbahn, warfen mit Eiern, wendeten Gewalt an und spuckten in die Autos. Wer sein Nummernschild nicht abgeklebt hatte, musste im Anschluss mit Hakenkreuzschmierereien an Autos und Häusern rechnen. Auch in den sozialen Medien wurde gehetzt. Die Engagierten wurden zu einem Feindbild der Rechtsextremen. Doch: „Man muss aufstehen, wenn es unbequem wird“, davon ist Dorothea Schneider überzeugt. Sie steht dem Verein Augen auf – Zivilcourage zeigen e.V. vor, der die „Karawane der Vernunft“ initiierte. Der Verein setzt sich seit 2001 mit vielfältigen Aktionen wie Konzerten, Theaterstücken, Fußballturnieren, Bildungs- und Jugendarbeit für Demokratie und Solidarität in der Lausitz ein. Er vernetzt die demokratische Zivilgesellschaft, damit sie gemeinsam entschlossen gegen Rechtsextreme auftreten kann.
Engagiert und mutig machte die „Karawane der Vernunft“ des Vereins Augen auf – Zivilcourage zeigen e.V. so eine breite Öffentlichkeit auf die rechte Radikalisierung aufmerksam. Mit ihrer findigen Aktion zeigte sie, dass die Oberlausitz hinschaut und gemeinsam handelt. Die Initiative ist ein Vorbild für Zivilcourage gegen Rechtsextremismus. Denn das Motto „Stehen wir gemeinsam füreinander ein!“ gilt in Zeiten von Corona und darüber hinaus!
GoBanyo - Waschen ist Würde
Teilhabe und Infektionsschutz für Obdachlose in Corona-Zeiten
„Teilhabe fängt damit an, dass wir jeden Menschen als Mensch sehen“, erklärt Dominik Bloh, der selbst lange Zeit obdachlos war und den Duschbus für Obdachlose initiiert hat. Unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie leiden alle Menschen. Selten stehen dabei die Risiken und Sorgen Obdachloser im Fokus, obwohl sie derzeit größer denn je sind. Umso wichtiger ist das Angebot des Duschbusses, der zum Infektionsschutz beiträgt und den Besucher*innen ein neues Selbstwertgefühl und mehr Teilhabe ermöglicht.
Dominik Bloh hat elf Jahre auf der Straße gelebt und über diese Zeit das Buch „Unter Palmen aus Stahl: Die Geschichte eines Straßenjungen“ geschrieben. Er weiß, welche Entbehrungen ein solcher Alltag mit sich bringt: „Wenn man immer dreckig ist, dann kommt der Zeitpunkt, wo man wirklich denkt: Ich bin Dreck.“. Andere Menschen gehen auf Distanz, man gehört nicht dazu, Selbstwert und Würde gehen verloren. Ein Wendepunkt in seinem Leben war die Flüchtlingskrise 2015. Hier zu helfen, gab ihm wieder eine Aufgabe und er schaffte den Absprung aus der Obdachlosigkeit.
„Jeder Mensch hat das Recht, sich zu waschen. Aber nicht jeder bekommt die Chance dazu.“ Das ist der Antrieb für die Idee, einen mobilen Duschbus in Hamburg zu betreiben. Der Duschbus wird seit Dezember 2019 flexibel in Hamburg eingesetzt. Dank Wassertanks und Standheizung ist er unabhängig. An vier Standorten können Obdachlose kostenlos an sieben Tagen in der Woche während vier bis fünf Stunden duschen. Ein Tag ist Frauen vorbehalten. GoBanyo ist auch für die erreichbar, die auf Grund körperlicher Beeinträchtigungen oder mangels finanzieller Ressourcen für öffentliche Verkehrsmittel nicht mobil sind. Die drei voll eingerichteten Badezimmer, eines davon behindertengerecht, bieten Privatsphäre und Ruhe. Alle Besucher*innen erhalten kostenlos Hygieneartikel, Handtücher und gespendete Kleidungsstücke. Bei einem heißen Kaffee vor dem Bus ergibt sich dann noch die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und von den Mitarbeitenden beraten zu lassen. Auch diese sozialen Kontakte werden als äußerst wertvoll empfunden.
Während der Corona-Pandemie hat sich die Lage von Obdachlosen verschärft: Soziale Einrichtungen mussten ihre Dienste einschränken, die Gastronomie ist geschlossen, sodass auch dort keine Möglichkeit zur Erfrischung besteht. Doch gerade in dieser Zeit ist Hygiene besonders wichtig. Mit einem kompletten Hygienekonzept hat es GoBanyo geschafft, den Betrieb in Corona-Zeiten schnell wieder aufnehmen zu können. Die Initiative erwirkte außerdem eine Kooperation mit einem Schwimmbad, das ebenfalls seine Türen zum Duschen öffnete.
Viele Obdachlose freuen sich deshalb umso mehr über den Duschbus. GoBanyo ist eine eingetragene gemeinnützige GmbH, bestehend aus den Organisationen „Viva con Agua Stiftung“, „Hanseatic Help e.V.“, „clubkinder e.V.“ und vier Privatpersonen, darunter Dominik Bloh. Sie arbeitet eng mit städtischen Trägern und Behörden zusammen. Das tägliche Geschäft übernehmen Dominik Bloh, drei festangestellte Mitarbeitende und freiwillige Helfer*innen. Der knallbunte ehemalige Linienbus war ein Geschenk der Hamburger Hochbahn. In einer Crowdfunding-Aktion kam in nur sechs Wochen durch Spenden von Partnern aus der Wirtschaft und Bürger:innen genug Geld für den Umbau zusammen.
GoBanyo ermöglicht so Hygiene und in pandemischen Zeiten auch Infektionsschutz. Doch etwas anderes ist vielleicht noch wichtiger: Waschen ist Würde. Menschen, die sich nicht waschen, haben geringere Chancen auf eine Wohnung oder einen Job. Wer sich frisch und wohl fühlt, hat wieder mehr Selbstwertgefühl und kann etwas angehen und verändern. Viele haben am Ende ihres Aufenthalts Freudentränen in den Augen. Freude schenken kann übrigens jede:r – einfach mit einem Blick und einem Lächeln. Denn: „Teilhabe fängt damit an, dass wir jeden Menschen als Mensch sehen.“
Kreativität und Zusammengehörigkeit trotz Schulschließung
„Miteinander lernen, füreinander da sein“ – das ist das Motto der Grundschule Bad Münder. In Corona-Zeiten fehlen vor allem Gemeinschaft und persönliche Kontakte, ganz besonders Kindern, die nicht mehr zur Schule gehen können. Um die Schüler*innen einander auch in dieser Zeit näher zu bringen, wurde die Grundschule Bad Münder kreativ und rief den „Miteinander-Podcast“ ins Leben, den die Kinder selbst gestalten. Er lässt eine Gemeinschaft spürbar werden und bietet Informationen zu wichtigen Themen, aber auch Unterhaltung aus der Schule. So wird das Zusammengehörigkeitsgefühl während der Corona-Pandemie auf unterhaltsame Art gefördert.
Seit Beginn der Schulschließung im März 2020 sendet der Miteinander-Podcast Beiträge für Kinder und Erwachsene. Inzwischen sind über 75 Folgen entstanden – Woche für Woche. Die Sendungen mit einer Dauer zwischen 13 und 20 Minuten werden vorrangig von Kindern und Jugendlichen aus der Notbetreuung bzw. aus den Lerngruppen produziert. Einleitung, Überleitungen und Schluss moderieren sie selbst. Die Redaktionsleitung hat Schulleiter Christoph Schieb. Die abwechslungsreichen Beiträge können dann über die Schulhomepage von Mitschüler:innen, Eltern, Lehrer:innen und allen Interessierten gehört werden. Wer in die Podcasts reinhört, ist sofort begeistert von den witzigen, kreativen und informativen Beiträgen!
Der Miteinander-Podcast bietet Reportagen über Ereignisse aus dem Schulleben. So berichten die Kinder unter anderem darüber, was sie täglich machen, z. B. das Schulbeet bepflanzen oder basteln. Die jungen Moderator:innen interviewen Gäste wie den Bürgermeister von Bad Münder, den Hausmeister oder einen Arzt und erzählen die neuesten Streiche des Schulgespensts Wally, das die Schule zeitweise für sich hatte. Der Podcast umfasst außerdem verschiedene Rubriken: Gespräche mit Erwachsenen über die Situation von Kindern in anderen Ländern während der Corona-Pandemie, die Vorstellung von Lieblingsbüchern, Rätsel, eine Hörspielserie zu Ereignissen in der Vergangenheit, Nachrichten für Kinder sowie den „Witz der Woche“. Der Miteinander-Podcast widmet sich darüber hinaus wichtigen politischen und gesellschaftlichen Themen. So klärt er die jungen Hörer:innen beispielsweise mit dem Kinderrechte-Quiz auf.
Mitschüler:innen, Lehrer:innen und andere Hörer:innen haben die Möglichkeit, Grußbotschaften und Sprachnachrichten zu schicken. So werden auch die Kinder zu Hause erreicht und fühlen sich im Corona-Lockdown ihren Freund:innen und ihrem Schulalltag näher. Egal, ob innerhalb oder außerhalb der Schule: Die Beiträge stoßen auf reges Interesse. Sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta und Ministerpräsident Stephan Weil schickten Mut-Mach-Botschaften.
Über die Zusammengehörigkeit in Corona-Zeiten hinaus leistet der Miteinander-Podcast einen wichtigen Beitrag: „Das gemeinsame Produzieren und bewusste Hören der eigenen Beiträge fördern das Wissen über und den kreativen Umgang mit Medien“, berichtet Schulleiter Christoph Schieb. Der Miteinander-Podcast informiert, weckt Interesse und regt zum Engagement an. Auch im Unterricht tauschen sich die Schüler:innen über diese Themen aus. So trägt der Podcast zu einer demokratischen Schulentwicklung unter Einbeziehung der Kinder bei. Die Beiträge halten zudem die Schulgemeinschaft lebendig und schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Denn „Miteinander lernen, füreinander da sein“ ist gerade in Zeiten von Corona besonders wichtig. Übrigens: Über die anderen Medaillenträger:innen hat der Miteinander-Podcast auch schon berichtet!
Mit Wissenschaft für ein junges Publikum gegen Corona
„Man kann den Leuten viel mehr zumuten, als man denkt.“. Diese Erfahrung hat die Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin, Fernsehmoderatorin und YouTuberin Mai Thi Nguyen-Kim gemacht. Gerade in der Corona-Pandemie ist es von grundlegender Wichtigkeit, dass ein breites, auch jüngeres Publikum die wissenschaftlichen Hintergründe der Entwicklung versteht. Klassische Medien erreichen eine jüngere Zielgruppe jedoch oft nicht. Mai Thi Nguyen-Kim wendet sich mit ihren Formaten daher direkt an überwiegend jüngere Menschen und klärt mit fachkundigen, mitreißenden und geistreichen Videobeiträgen über die pandemischen Entwicklungen auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht auf. Sie wirkt mit gut aufbereiteten Fakten Verschwörungstheorien entgegen und schafft so die Grundlage für gemeinsames, solidarisches Handeln in der Corona-Pandemie.
Mai Thi Nguyen-Kim wurde 1987 in Heppenheim geboren. Nach ihrem Studium der Chemie in Mainz und am MIT arbeitete sie als Doktorandin an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, der Harvard University und dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung und wurde 2017 an der Universität Potsdam promoviert. 2015 begann Mai Thi Nguyen-Kim mit dem YouTube-Kanal „The Secret Life of Scientists“, mit dem sie Naturwissenschaft auch für jüngere Menschen interessant machte. 2016 startete ihr YouTube-Kanal „schönschlau“, der 2018 in „maiLab“ umbenannt wurde. Der Kanal wird vom Südwestrundfunk für „funk“, einem Gemeinschaftsangebot von ARD und ZDF für Jugendliche und junge Erwachsene, produziert und hat bereits über eine Million Abonnenten. Mai Thi Nguyen-Kim ist außerdem Moderatorin im Projekt „Die Debatte“ im Rahmen von „Wissenschaft im Dialog“, einer Initiative von Wissenschaftsorganisationen zur Stärkung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Die Chemikerin gehört zum Team von „Terra X Lesch & Co“ und ist Moderatorin in der Sendung „Quarks“. Ihre Bücher, „Komisch, alles chemisch!“ und „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ sind Bestseller. Sie ist außerdem Teil der Initiative „Scientists for Future“ (die von Preisträgerin Maja Göpel mitgegründet wurde) und Mitglied im Senat der Max-Planck-Gesellschaft.
„Corona geht gerade erst los“ – diese Botschaft war im April 2020 einem breiten Publikum noch nicht präsent. Mai Thi Nguyen-Kims Video mit diesem Titel erlangte großes Aufsehen und erreichte auf ihrem YouTube-Kanal „maiLab“ innerhalb von vier Tagen mehr als 4 Millionen Aufrufe. Es ist das „Top Trending Video des Jahres 2020 auf YouTube“ in Deutschland. In der Zeit des ersten Lockdowns, als über das Ende der Maßnahmen diskutiert wurde, rief sie gerade jüngeren Menschen die volle Bedeutung der Pandemie ins Bewusstsein. Sie erklärte, dass eine natürliche Herdenimmunität das Gesundheitssystem an seine Grenzen brächte, so dass auf Schutzmaßnahmen nicht verzichtet werden könne und schaffte damit die Basis für eine hohe Akzeptanz.
Während der Corona-Krise wird die Relevanz von Wissenschaftskommunikation besonders deutlich – auch als Grundlage politischer Entscheidungen. Dabei ist Mai Thi Nguyen-Kim ein wichtiges Vorbild, nicht nur in der Pandemie. Mit ihren authentischen, unterhaltsamen Wissensbeiträgen klärt sie auf und verbreitet Wissenschaft im Alltag. Sie wirbt für Medienkompetenz und weckt Interesse an naturwissenschaftlichen Fakten.
In einer Zeit vieler Diskussionen, Positionen und Widersprüche bietet sie in allen Medien tiefgehende wissenschaftliche Beiträge, die objektive Fakten für alle nachvollziehbar aufbereiten. Von der pandemischen Entwicklung über Antworten rund ums Impfen bis zum Ende der Pandemie: Mai Thi Nguyen-Kim bringt einem breiten, auch jüngeren Publikum komplexe Inhalte näher, ohne je das Fundament seriöser Wissenschaft zu verlassen. Sie gibt jungen Menschen die Chance, sich ein eigenes Bild zu machen, wirkt Verschwörungstheorien entgegen und setzt sich so für solidarisches Verhalten während der Corona-Pandemie ein. Das wird auch bei den Herausforderungen, die nach der Pandemie wieder in den Blickpunkt rücken – Stichwort: Klimaschutz –, wertvoll sein. Ihre mitreißenden Beiträge machen Spaß, sie kommen gut an und tragen Früchte. Denn: „Man kann den Leuten viel mehr zumuten, als man denkt.“
Am 29. Oktober fand das Kolloquium anlässlich der 56. Theodor Heuss Preisverleihung zum Jahresthema
„Über Corona hinaus: Kreative Solidarität statt Ausgrenzung“ im Rathaus der Landeshauptstadt Stuttgart statt.Unter der Moderation von BürgermeisterinIsabel Fezer, Mitglied des Vorstands der Theodor Heuss Stiftung diskutierten die Preis- und Medaillenträger:inne 2021 nach einem Auftakt von Prof. Dr. Gesine Schwan über das Thema „Wie organisiert man Solidarität politisch?“. Impulse kamen von den Theodor Heuss Preis- und Medaillenträger:innen Maja Göpel, Sven Kaseler (Karawane der Vernunft), Dominik Bloh (GoBanyo – Waschen ist Würde) und Christoph Schieb (Grundschule Bad Münder). Das Schlusswort hielt Dr. Reni Maltschew, Stv. Kuratoriumsvorsitzende der Theodor Heuss Stiftung.
Videomitschnitt der Verleihung des 56. Theodor Heuss Preises, 30.10.2021, Stuttgart
Begrüßung und Einführung ins Jahresthema 2021 durch Prof. Dr. Gesine Schwan, Vorsitzende des Kuratoriums
Grußwort Dr. Frank Nopper, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart
Laudatio Prof. Dr. Ludwig Theodor Heuss, Vorsitzender der Theodor Heuss Stiftung
Verleihung des Theodor Heuss Preises 2021 an Prof. Dr. Maja Göpel durch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Stv. Vorsitzende der Theodor Heuss Stiftung
Roger de Weck im Gespräch mit Maja Göpel
Würdigung und Verleihung der Theodor Heuss Medaillen 2021 an GoBanyo, Augen auf - Zivilcourage zeigen e.V., Grundschule Bad Münder und Dr. Mai Thi Nguyen-Kim
Gespräch mit den Theodor Heuss Medaillenträger:innen 2021 moderiert von Prof. Dr. Rupprecht Podszun
Zur Demokratie ermutigen!
Für Demokratie begeistern!
Die unabhängige und überparteiliche Theodor Heuss Stiftung ist für die Durchführung der Veranstaltung »Theodor Heuss Preis« auf Spenden/Zustiftungen angewiesen.
Möchten Sie die gemeinnützige Theodor Heuss Stiftung unterstützen?
Wir freuen uns über eine Spende auf das folgende Konto:
Spendenkonto Theodor Heuss Stiftung Baden-Württembergische Bank BIC SOLADEST600 IBAN DE19 6005 0101 0002 094526
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Ab einem Betrag von 200,- Euro stellen wir eine Zuwendungsbestätigung aus.
Die Theodor Heuss Stiftung steht für eine starke Demokratie. Wir wollen Begeisterung für Demokratie wecken, sie fördern und den Rechtsstaat und die Menschenrechte stärken. Mit der jährlichen Theodor Heuss Preisverleihung macht die Stiftung aktives demokratisches Engagement sichtbar und gibt Impulse für Partizipation, Initiative und Engagement in einer europäischen Bürgergesellschaft.
Ermutigen Sie zur Demokratie!
Unser besonderer Dank für die finanzielle Unterstützung unserer Projekte in diesem Jahr gilt dem Land Baden-Württemberg, der Landeshauptstadt Stuttgart, dem Gewinnsparverein der Sparda Bank, der Merck-Finck-Stiftung, Annette und Timo Rögelein, der Solics GmbH, der Stiftung der Volksbank Zuffenhausen eG, der Vector Informatik GmbH.