Lord Ralf Dahrendorf
Der THEODOR-HEUSS-PREIS für 1997 wird Lord Ralf Dahrendorf zuerkannt für sein politisches und geisteswissenschaftliches Lebenswerk beim Aufbau und der Ausgestaltung unserer, nach dem Ende der NS-Diktatur, neu zu schaffenden freiheitlichen Staats-und Gesellschaftsordnung und für sein ebenbürtiges Engagement als Promotor eines politisch und kulturell vereinten Europas. Immer ging und geht es Ralf Dahrendorf um die Freiheit des Bürgers, aber auch um seine Verantwortung für die Freiheit des Anderen, also um Solidarität. Erst in jüngster Zeit hat er hierfür mit dem von ihm inspirierten und dem Britischen Oberhaus vorgelegten »Report«: »Wealth creation and social cohesion« wiederum ein merkens- und bemerkenswertes Zeugnis abgelegt. Darin werden nicht nur die Folgen der weltwirtschaftlichen Globalisierung für die Zukunft westlicher Industrie- und Arbeitsgesellschaften beschrieben, sondern auch die sich daraus ergebenden Herausforderungen für die Erneuerung und Gestaltung des sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalts, also der Solidarität in einer sich spürbar entsolidarisierenden Gesellschaft. Damit hat Ralf Dahrendorf, angesichts einer entscheidenden Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe, abermals einen bedeutenden Beitrag zur Orientierung und Bewußtseinsbildung geleistet. Wie kaum ein anderer politisch engagierter Wissenschaftler verkörpert Ralf Dahrendorf mit seinem Lebenswerk und in seiner Person das Vorbild eines liberalen, offenen und zukunftsweisenden europäischen Weltbürgertums, das mit der Zuerkennung des THEODOR-HEUSS-PREISES dankbar gewürdigt werden soll.