Preisträger 1987

Professor Klaus Michael Meyer-Abich

Ökologische Verantwortung des Menschen für seine Mitwelt

THEODOR-HEUSS-PREISE 1987 wurden verliehen an:

Herrn Professor Klaus Michael Meyer-Abich für seine grundsätzlichen Impulse zur Begründung der theoretischen und praktischen ökologischen Verantwortung des Menschen für seine Mitwelt.

 

In zahlreichen kultur-philosophischen Veröffentlichungen hat Klaus Michael Meyer-Abich die eindringliche Forderung nach »Frieden mit der Natur« aufgestellt und begründet sowie intensiv daran gearbeitet, Wege zu diesem Frieden aufzuzeigen. Charakteristisch für sein Engagement ist es, daß er seine philosophischen Gedanken immer von neue m in praktisches und engagiertes politisches Handeln umzusetzen versucht. Zum Beispiel mit der seinerzeit überraschenden und wegweisenden Forderung, »Energieeinsparung als EnergiequeUe« nutzbar zu machen, oder bei dem von ihm geleiteten mehrjährigen Projekt über die »Sozialverträglichkeit von Energiesystemen«. Auch damit hat er das energie- und umweltpolitische Denken in Mitteleuropa entscheidend mitgeprägt. Für dieses bahnbrechende Engagement und zur Ermutigung für die Weiterentwicklung ökologisch-verantwortungsbewußten Denkens und Handeins wurde ihm im Sinne der Satzung der THEODOR-HEUSS-STIFTUNG der THEODOR-HEUSS-PREIS für 1987 zuerkannt.

 

Ralf-Dieter Brunowsky und Professor Lutz Wicke

Versöhnung zwischen Ökonomie und Ökologie

THEODOR-HEUSS-PREISE 1987 wurden verliehen an:

an die Autoren des Buches »Der Ökoplan – Durch Umweltschutz zum neuen Wirtschaftswunder«, Herrn Ralf-Dieter Brunowsky, stellvertretender Chefredakteur der »Wirtschaftswoche«, und Herrn Lutz Wicke, Direktor und Professor am Umweltbundesamt Berlin.

 

Die beiden Autoren haben sich mit ihrem 1984 erschienenen Buch bewußt an die Kreise in unserer Gesellschaft gewandt, die bislang aus wirtschaftlichen Gründen gegenüber umweltpolitischen Forderungen sehr zurückhaltend waren. In ihrer Arbeit weisen die Autoren nach, welche erstaunlichen wirtschaftlichen Vorteile und Entwicklungsmöglichkeiten konsequente und umfassende umweltpolitische Maßnahmen erbringen würden. So fordern sie mehr Markt, mehr Effizienz, mehr Eigenverantwortung beim Umweltschutz und zeigen auf, wo und wie diese machbar ist. Abschließend stellen sie einen kühn entworfenen »Ökoplan« vor, dessen hohe Kosten gesamtwirtschaftlich durch Milliardeneinsparungen bei Arbeitslosenunterstützungen gerechtfertigt werden. Beide Autoren haben mit ihrem Buch und ihrem beispielhaften Engagement entscheidend dazu beigetragen, daß die Forderung nach Versöhnung zwischen Ökonomie und Ökologie auf einer realistischen und erfolgversprechenden Grundlage weitergeführt werden kann.

 

Für diesen beispielhaften Beitrag für das Allgemeinwohl wurde ihnen gemäß der Satzung der THEODOR-HEUSS-STIFTUNG der THEODOR-HEUSS-PREIS für 1987 zuerkannt.

 

Dieter Menninger und der Rheinisch-Bergische Naturschutzverein e.V.

THEODOR-HEUSS-MEDAILLEN 1987 wurden verliehen an:

Herrn Dieter Menninger und den Rheinisch-Bergischen Naturschutzverein für vorbildliches Engagement im Bereich des örtlichen Umwelt- und Naturschutzes.

 

Der engagierte FernsehjournaIist Dieter Menninger gründete bereits 1975 zusammen mit Freunden den Rheinisch-Bergischen Naturschutzverein und übernahm 1978 bis 1985 dessen Vorsitz. Seit 1985 ist er Ehrenvorsitzender. Prinzip des Vereins ist die Gründung von Ortsverbänden in jeder Gemeinde, so daß Ortskenntnis, Naturkenntnis und lokales Engagement zusammenfließen. Dieter Menninger gründete 1979 die Zeitschrift DER AUSWEG und 1982 das Naturschutzinformationszentrum Bergisches Land. 1986 schließlich wurde in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Ökologie die Biologische Station Bergisches Land e. V. als erste wissenschaftliche Einrichtung im Rheinland gegründet.

 

Ein für die Breitenwirkung wichtiger Schwerpunkt des Rheinisch-Bergischen Naturschutzvereins ist die Förderung des ökologischen Land- und Gartenbaus. Vertriebswege für ökologische Produkte, eine Ökomarktgenossenschaft, eine Lehrküche für Vollwertkost und zahlreiche Veranstaltungen und Seminare gehören dazu. Bei allen Aktivitäten wirken Aufklärung, Information und Ermutigu’ng zum Mittun sinnvoll zusammen. Mit dieser beispielhaften Pionierleistung im Bereich praktischer Ökologie hat Dieter Menninger zusammen mit seinen Mitstreitern nicht nur große Erfolge bei der Verbreitung umweltbewußten Verhaltens erzielt, sondern -gemäß der Satzung der THEODOR-HEUSS-STIFTUNG -hervorragendes demokratisches Engagement und einen wichtigen Beitrag für das Allgemeinwohl geleistet.

Max Himmelheber

THEODOR-HEUSS-MEDAILLEN 1987 wurden verliehen an:

Herrn Dipl.-Ing. Max Himmelheber für sein jahrzehntelanges vielfältiges Engagement als ökologisch verantwortungsbewußt handelnder Unternehmer und als beispielhafter Mäzen für grundlegende geistige, philosophische und kulturelle Initiativen.

 

Max Himmelheber gilt als Pionier für Recycling-Verfahren in der Holzindustrie. Bereits seit 1950 hat er als Holzingenieur Verfahren und Maschinen entwickelt, mit denen früher wertlose HoIzabfälle in Spanplatten nutzbar gemacht werden konnten. Für die Weiterentwicklung dieser Recycling-Verfahren hat er wertvolle Erfindungen gemacht und zusammen mit seinen Mitarbeitern 64 Spanplattenwerk~i~‘ allen Erdteilen, vor allem auch in Entwicklungsländern geplant und errichtet. Darüber hinaus galt und gilt sein leidenschaftliches Interesse den geistigen und philosophischen Grundfragen unserer Zeit. So gründete er als ein offenes, liberal-konservatives Forum 1970 im Alter von 68 Jahren aus seinem persönlichen Vermögen die Zeitschrift »SCHEIDEWEGE -Vierteljahreszeitschrift für skeptisches Denken« zusammen mit Friedrich Georg Jünger, die seit 1983 in eine Jahresschrift umgewandelt wurde. Namhafte und führende Denker aller politischen und weltanschaulichen Richtungen tragen diese äußerst anspruchsvolle und weitgreifende Zeitschrift mit.

 

In den letzten Jahren standen vor allem die die Grundlagen unserer Kultur erschütternden ökologischen Krisen im Mittelpunkt des »skeptischen Denkens« der Autoren. Das Lebenswerk von Max Himmelheber, das im Sinne der THEODOR-HEUSS-STIFTUNG ein beispielhaftes Wirken für das Allgemeinwohl umfaßt, soll mit einer THEODOR-HEUSS-MEDAILLE ausgezeichnet werden.

Stadt Rottweil

THEODOR-HEUSS-MEDAILLEN 1987 wurden verliehen an:

die Stadt Rottweil für ihre Pionierleistung bei der Erprobung und Entwicklung einer umweltfreundlichen kommunalen Energie- und Müllentsorgungspolitik.

 

Auf Initiative der Stadtwerke Rottweil unter ihrem Direktor Siegfried Rettich wurden mehrere wichtige Schritte zur Verminderung des Energieverbrauchs und der Erschließung dezentraler Energiequellen ohne Einbuße an Energiedienstleistungen getan. So wurden unter anderem die für die Stromversorgung nötige Kraftwerkskapazität durch eine elektronische Optimierung um ein Viertel gesenkt. Blockheizkraftwerke mit Fernwärmeversorgung helfen, den Heizölverbrauch drastisch zu senken, und Gas-Wärmepumpen erhöhen die Energieausnutzung im zweiten Kraftwerk auf über 97 %, ein früher für utopisch gehaltener Wert. Neuerdings wird versucht, ein kombiniertes Müllentsorgungs- und Energieversorgungsmodell für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg mit etwa 440000 Einwohnern zu organisieren, durch welches die Rohstoff-Rückführung drastisch gesteigert, die Deponien entscheidend entlastet, Energie gewonnen und ein guter, unbedenklicher Kompost erzeugt werden soll.

 

Alle Bemühungen kommen gleichermaßen der Stadt, den Bürgern und der Umwelt zugute. Damit führt die Stadt Rottweil beispielhaft vor, daß erfolgreicher Umweltschutz auf kommunaler Ebene zugleich auch dem wirtschaftlichen Nutzen aller dienen kann. Im Sinne der Satzung der THEODOR-HEUSS-STIFTUNG soll dieser Beitrag für das Allgemeinwohl zur Ermutigung und Fortführung mit einer Medaille ausgezeichnet werden.

Verantwortung für Natur und Leben

1987