Kammer für öffentliche Verantwortung in der evangelischen Kirche Deutschland
Denkschrift "Frieden wahren, fördern, erneuern", mit der sie eine ungewöhnlich kontroverse Diskussion aufgeriffen, vertieft und weitergeführt hat
Der THEODOR-HEUSS-PREIS für 1982 wurde der Denkschrift der Kammer für öffentliche Verantwortung in der EKD „Frieden wahren, fördern und erneuern“ verliehen für ihr beispielhaftes Bemühen, eine ungewöhnlich kontroverse Diskussion aufzugreifen, zu vertiefen und weiterzuführen und damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der politischen Kultur zu leisten.
Angesichts der sich zunehmend polarisierenden Friedensdiskussion in unserem Lande legten die 24 Mitglieder der Kammer unter Vorsitz des Münchner Theologen Trutz Rendtorff erstmals einen umfassenden und fundierten Beitrag zur Friedensdiskussion vor, der nicht nur Orientierung und Hilfen zur Meinungsbildung bietet, sondern sich darum bemüht, von fruchtloser Konfrontation wegzuführen und auf Konsensfähigkeit hinzudenken. Damit haben die Mitglieder der Kammer ein persönliches Beispiel dafür abgegeben, daß geduldige Gesprächsbereitschaft trotz unterschiedlicher politischer Einstellungen zu gemeinsamen Grundpositionen führen kann, ohne die unser politisches Gemeinwesen auf die Dauer nicht lebensfähig ist.
Vorstand und Kuratorium möchten mit der Verleihung des THEODOR-HEUSS-PREISES 1982 an die Kammer für öffentliche Verantwortung in der EKD das vorbildlich demokratische Verhalten, die bemerkenswerte Zivilcourage und den besonderen Einsatz für das allgemeine Wohl im Sinne der Satzung der Stiftung würdigen.
Verein für Friedenspädagogik
Eine THEODOR-HEUSS-MEDAILLE für 1982 wurde dem Verein für Friedenspädagogik (Tübingen) verliehen für seinen bemerkenswerten Einsatz in der theoretischen und praktischen Friedensarbeit, die unter das Motto „Zur Friedensfähigkeit erziehen“ gestellt ist.
Der Einsatz des Vereins – der 1974 gegründet wurde – in der Familie, Schule, Arbeitswelt und im politischen Bereich überzeugt vor allem dadurch, daß viele verschiedene Menschen sich zum Friedenseinsatz zusammengefunden haben. Das Engagement im persönlichen Bereich von Schülern und Lehrern, Dozenten und Studenten, von Pfarrern, Sozialpädagogen und Kindergärtnerinnen hat nie nachgelassen und war fruchtbar bis zum heutigen Tag.
Mit dieser Auszeichnung soll das vorbildlich demokratische Verhalten, die bemerkenswerte Zivilcourage und der besondere Einsatz für das Allgemeinwohl im Sinne der Satzung der Stiftung THEODOR-HEUSS-PREIS ausgezeichnet und ermutigt werden.
Gemeinde Meeder
Eine THEODOR-HEUSS-MEDAILLE für 1982 wurde an die Gemeinde Meeder für ihre traditionellen Bemühungen um den Frieden verliehen.
Diese Gemeinde hat – erstmals 1650 bis in die heutige Zeit -, auf der Tradition eines Friedensdankfestes aufbauend, eine intensive Friedensarbeit in Gang gesetzt, die von sehr vielen unterschiedlichen Gruppen in der politischen – und Kirchengemeinde gemeinsam getragen wird. Besonders vorbildlich ist dabei nicht nur das gegenseitige Aufeinanderzugehen der vielen Beteiligten, sondern auch das in der Tradition verhaftete Bewußtsein in der Gemeinde, daß „Frieden stiften“ eine sich ständig neu stellende Aufgabe ist, die die Kraft und das Engagement aller Bürger erfordert. Dabei wird die Zusammenarbeit nicht auf die eigene Gemeinde beschränkt, sondern man bemüht sich vor allem, auch über Grenzen und Ideologien hinweg Frieden zu stiften. Im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs pflegen die Kirchengemeinden gutnachbarschaftliche Beziehungen zur DDR. „Frieden ist eine tägliche Aufgabe für jeden Bürger.“
Dieses Motto der Gemeinde Meeder zeigt das große Engagement der Bürger und ihren besonderen Einsatz für das Allgemeinwohl, das im Sinne der Satzung der Stiftung THEODOR-HEUSS-PREIS ausgezeichnet und ermutigt werden soll.
Klaus Peter Brück und Karl Hofmann
Eine THEODOR-HEUSS-MEDAILLE für 1982 wurde Herrn Klaus Peter Brück und Herrn Karl Hofmann verliehen für ihr Engagement im Lehrerfortbildungsprojekt in Soweto (Südafrika), mit dem erstmalig eine Zusammenarbeit zwischen deutschen und schwarzen südafrikanischen Lehrern geleistet wird.
Anfang der siebziger Jahre begann der an die Deutsche Schule in Johannesburg entsandte Realschullehrer Klaus Peter Brück an Nachmittagen und Abenden mit freiwilligen Kursangeboten für die unzureichend ausgebildeten naturwissenschaftlichen Lehrer in Soweto. Aus diesen ersten Anfängen ist eine vielfältige, nicht immer erwünschte, gelegentlich gefährliche Zusammenarbeit zwischen deutschen und südafrikanischen schwarzen Lehrern entstanden, die vorbildlich dafür ist, wie auf friedlichem Weg Chancenungleichheit zwischen Rassen abgebaut werden kann. Klaus Peter Brück ist es durch seinen aufopferungsvollen und unermüdlichen Einsatz gelungen, ein hohes Maß an Vertrauen zu den schwarzen Schulleitern und Lehrern zu erwerben. Das gleiche gilt für Herrn Karl Hofmann, der Ende der siebziger Jahre für die wachsenden Aufgaben hinzugewonnen wurde. Heute beteiligen sich schwarze Lehrer aus 40 der 54 weiterführenden Schulen in Soweto an dem Projekt.
Der beharrliche Kampf im kleinen gegen die Apartheidpolitik, der mutige Einsatz gegen Rassendiskriminierung und ·die Zivilcourage von Herrn Brück und Herrn Hofmann verdienen gemäß der Satzung der Stiftung der Auszeichnung und Ermutigung.
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