Preisträger 1977

Karl Werner Kieffer

Sozial- und gesellschaftspolitischen Initiativen als Unternehmer für das Allgemeinwohl

Der THEODOR-HEUSS-PREIS für 1977 wurde Herrn Karl Werner Kieffer (Kaiserslautern) zuerkannt für seine beispielhaften sozial- und gesellschaftspolitischen Initiativen, die er als Unternehmer für das Allgemeinwohl erbracht hat.

 

Neben der ideellen und materiellen Schaffung der Georg-Michael-Pfaff-Gedächtnisstiftung, die vielfältigen bildungs-, sozial- und gesundheitspolitischen Zwecken dient, wurden in der Georg Michael Pfaff AG durch die Initiative von Karl Werner Kieffer frühzeitig Belegschaftsaktien zur Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand geschaffen und in vielerlei Hinsicht neue Wege eines innerbetrieblichen sozialen Engagements eingeschlagen. Besonders hervorzuheben sind die seit 1958 ausgebauten Bemühungen um lern- und leistungsschwache Jugendliche, deren Ausbildungs- und Berufschancen durch Förderkurse und individuelle Betreuung erheblich verbessert wurden.

 

Das persönliche Beispiel, das Karl Werner Kieffer gegeben hat und immer wieder gibt, und sein vielfach bewiesenes großes Verantwortungsgefühl als Unternehmer gegenüber gesellschaftlichen Aufgaben und Pflichten, verdienen im Sinne der Satzung der Stiftung Auszeichnung und Ermutigung.

 

 

 

 

 

Preisträger 1977

Dieter Fertsch-Röver

Beispielhaftes, von demokratischem Verantwortungsgefühl geleitetes Handeln als selbständiger Unternehmer und politisch engagierter Bürger

Der THEODOR-HEUSS-PREIS für 1977 wurde Herrn Dieter Fertsch-Röver (Frankfurt) zuerkannt für sein beispielhaftes, von demokratischem Verantwortungsgefühl geleitetes Handeln als selbständiger Unternehmer und politisch engagierter Bürger.

 

In 25jährigem beständigem Wirken hat sich Dieter Fertsch-Röver die Weiterentwicklung und Festigung unserer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsform zur Lebensaufgabe gemacht. Sein starkes soziales Engagement erwuchs aus seiner beruflichen Tätigkeit im väterlichen Betrieb. Er konkretisiert es bereits seit den Fünfziger Jahren für seine Betriebsangehörigen in eigenen Formen der Mitbestimmung, der Vermögensbildung und in täglicher partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Sein starkes wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Engagement entfaltete er als langjähriger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft selbständiger Unternehmer oft im kritischen Gegensatz zu anderen Unternehmerorganisationen. Hier ging es ihm um die Verantwortung des selbständigen Unternehmers gegenüber neuen gesellschaftlichen Bedürfnissen. Er fordert von einem freien Unternehmertum, sich am gesellschaftlichen Wandlungsprozeß mit eigenen Initiativen rechtzeitig zu beteiligen.

 

Das persönliche Beispiel, das Dieter Fertsch-Röver durch dieses dreifache Engagement gegeben hat, verdient im Sinne der Satzung der Stiftung der Anerkennung, Ermutigung und Nachahmung.

Preisträger 1977

Modell Berufseingliederung und Berufsausbildung Lernbehinderten der Handwerkskammer Mittelfranken

Bemühen, lernschwachen und lernbehinderten Schulabgängern den Übergang und die Einführung ins Berufsleben zu ermöglichen

Der THEODOR-HEUSS-PREIS für 1977 wurde dem Modellversuch Berufseingliederung und Berufsausbildung „Lernbehinderter“ der Handwerkskammer Mittelfranken zuerkannt für beispielhaftes Bemühen, lernschwachen und lernbehinderten Schulabgängern Übergang und Einführung ins Berufsleben zu ermöglichen.

 

Zu diesem Ziele wurde seit Beginn der siebziger Jahre ein mehrstufiges Modell entwickelt und erprobt, das, mit Betriebspraktika im letzten Schuljahr beginnend, über einjährige Förderlehrgänge in vier Berufsbereichen und einem speziellen Berufsgrundschuljahr bis zur Vermittlung eines Ausbildungs- oder Anlernverhältnisses führt. Neben diesen und anderen berufsfördernden Maßnahmen erfolgt eine individuell gestaltete soziale und therapeutische Betreuung der Jugendlichen. Die hohe Erfolgsquote von fast 80 Prozent der Teilnehmer spricht für die großen persönlichen Anstrengungen der Initiatoren und Mitarbeiter des Versuchs und für seine fachliche Qualität.

 

Deshalb verdient dieser Modellversuch, besonders auch im Hinblick auf die derzeit großen Schwierigkeiten, für lernschwache Schulabgänger einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden, im Sinne der Satzung der Stiftung der besonderen Anerkennung, Ermutigung und Nachahmung.

Karl Klühspies

Eine THEODOR-HEUSS-MEDAILLE für 1977 wurde Herrn Karl Klühspies für sein beispielhaftes persönliches Engagement im Bereich der Münchner Städtebauplanung zuerkannt.

 

Seit 1966 hat Karl Klühspies kontinuierlich auf Stadtentwicklungs- und – planungsprobleme in München hingewiesen, vor Fehlentscheidungen rechtzeitig gewarnt und eigene Lösungsvorschläge eingebracht, die die endgültige Entscheidung der Behörden schließlich oft maßgeblich beeinflußt haben.

 

Beispielhaft seien hervorgehoben sein bahnbrechendes Konzept für eine Fußgängerzone, seine Vorschläge zur Schließung der Altstadtringlücke an der Maximilianstraße, seine Gegengutachten zur sogenannten Isarparallele und zum Rangierbahnhof München-Nord. Alle diese Vorschläge wurden zunächst heftig kritisiert und dann doch – oft nach jahrelangem Widerstand der Verwaltung – Bestandteil der offiziellen Planung. Dabei hat Karl Klühspies seine Überzeugungen und Fachkenntnisse mit großer innerer Unabhängigkeit und Zivilcourage vertreten und sich – falls erforderlich – ebenso kritisch mit Behörden wie auch mit Parteien und· Bürgerinitiativen auseinandergesetzt.

 

Immer und in jedem Fall ging es dem qualifizierten Fachmann nur um seine persönliche Verantwortung für das städtebauliche Schicksal seiner Stadt. Im Sinne der Satzung der Stiftung hat Karl Klühspies ein hervorragendes Beispiel gegeben, das Anerkennung, Ermutigung und Nachahmung verdient.

Gesellschaft für Sozialwaisen - GESO

Eine THEODOR-HEUSS-MEDAILLE für 1977 wurde der Gesellschaft für Sozialwaisen e.V. (GESO), Münster, für ihre vorbildliche Tätigkeit zugunsten familienloser Kinder zuerkannt.

 

Seit ihrer Gründung im Jahre 1970 hat die GESO Hunderten von jungen Sozialwaisen zu familiärer Geborgenheit und den aufnehmenden Familien zu Beratung und Information verholfen.
Die Initiatoren und Mitarbeiter der GESO – stellvertretend sei ihr Gründer Hans Dieter Schink namentlich hervorgehoben bemühen sich vor allem um eine individuelle Vermittlung von Heimkindern und Sozialwaisen und um eine bessere pädagogische Vorbereitung und Begleitung der Pflegeeltern. Die GESO fördert die örtliche Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch von Pflegeeltern, deckt unzulängliche Unterbringung und Betreuung von Sozialwaisen – sei es in Heimen oder Familien – auf und vermittelt bundesweit ein umfangreiches Auskunfts- und Informationsmaterial über alle einschlägigen Probleme. Sie versteht sich als Anwalt für das familienlose Kind.

 

Mit dieser umfassenden Tätigkeit haben die GESO, ihre zahlreichen Mitarbeiter und Förderer – entsprechend der Satzung der Stiftung ein bemerkenswertes Beispiel für Initiative und Verantwortung in der demokratischen Gesellschaft gegeben, das der Anerkennung, der Ermutigung und Nachahmung bedarf.

Grundwerte der Demokratie: Initiative und Verantwortung

1977