Preisträger 1970

Bürgeraktion zum Schutze der Demokratie e.V.

Sachliche Auseinandersetzung mit rechtsradikalen Gruppen

Der THEODOR-HEUSS-PREIS des Jahres 1970 wird der „Bürgeraktion zum Schutze der Demokratie e. V. (Freiburg)“ zuerkannt für ihre beispielhafte von Verantwortung, Sachkunde, Tatkraft und Engagement getragene politische Initiative zur gewaltlosen und sachlichen Auseinandersetzung mit rechtsradikalen Gruppen.

 

Die wohldurchdachten, sorgfältig vorbereiteten und durch Spenden finanzierten Aktivitäten, die im Herbst 1967 von der Freiburger Gruppe und ihrem Gründer Dietrich Elchlepp ausgingen und später von weiteren Gruppen in Baden-Württemberg und in anderen Bundesländern aufgegriffen wurden, haben entscheidend dazu beigetragen, daß in diesen Jahren wertvolle Erfahrungen für eine wirksame politische Bildungsarbeit gesammelt und eine notwendige, von anderen politischen Kräften nicht ausreichend wahrgenommene politische Auseinandersetzung geführt werden konnte.

 

Es ist das Verdienst der Bürgeraktionen, daß durch ihre erfolgreiche Tätigkeit das Vertrauen in die eigenen demokratischen Kräfte und Möglichkeiten gestärkt wurde und damit Hoffnung besteht, die Gefahr eines wiedererstarkenden Rechtsradikalismus in unserem Lande – auch ohne verfassungsgerichtliches Verbot – zu bannen.

 

Gemäß den Satzungen des Theodor-Heuss-Preises gebührt den Freiburger Initiatoren der Bürgeraktionen, ihren Mitarbeitern und Helfern in allen Teilen der Bundesrepublik für dieses hervorragende Beispiel eigenverantwortlicher Initiative und demokratischer Zivilcourage Dank und Anerkennung aller demokratischen Bürger.

Lebenshilfe für geistig Behinderte e.V.

Eine THEODOR-HEUSS-MEDAILLE wurde im Jahre 1970 der „Lebenshilfe für geistig Behinderte e. V.“ zuerkannt für ihre beispielhaft tatkräftige, Vorurteile überwindende, Verzweiflung und Resignation lindernde Initiative zur Betreuung und Hilfe an einer Gruppe von Mitmenschen, die im nationalsozialistischen Deutschland von der Gesellschaft ausgestoßen war und bis in unsere Tage ein Schattendasein führte, teilweise heute noch führt.

 

Den zunächst 15 Initiatoren und Gründern der „Lebenshilfe“ ist es in 12jähriger mühevoller und alle neuartigen medizinischen und therapeutischen Kenntnisse und Erkenntnisse nutzbar machenden Kleinarbeit gelungen, eine über die ganze Bundesrepublik verzweigte, tausende von Mitgliedern umfassende Aktion aufzubauen, die sich örtlich und regional um Einrichtungen zur Förderung, Ausbildung und Betreuung geistig Behinderter bemüht.

 

Das Ziel der „Lebenshilfe“, geistig behinderte Menschen nicht länger hinter geschlossenen Anstaltsmauern einem trostlosen und unbekannten Schicksal zu überlassen, sondern ihnen durch intensive Beratung und Betreuung nach Möglichkeit die Familie zu erhalten, sie zu einem erträglichen Leben in der Gesellschaft zu befähigen und zu jeder möglichen Bewährung in der Arbeitswelt zu verhelfen, sind gemäß der Satzung des THEODOR-HEUSS-PREISES ein wertvolles Beispiel zur Weckung und Entwicklung eines demokratischen Bewußtseins für die Mitverantwortung am Schicksal der ärmsten und hilflosesten Mitglieder unserer Gesellschaft.

 

Es bezeugt den von Theodor Heuss so oft geforderten und vorgelebten „Mut zur Liebe“ und verdient dafür unser aller Dank und Unterstützung.

Oberstaatsanwältin Dr. Barbara Just-Dahlman

Eine THEODOR-HEUSS-MEDAILLE wurde Im Jahre 1970 Frau Dr. jur. Barbara Just-Dahlmann zuerkannt für Ihren Mut, Ihre Vorurteilslosigkeit und ihr Stehvermögen in öffentlichen Auseinandersetzungen um notwendige gesellschaftspolitische Reformen und Veränderungen.

 

Ihr vorbildliches demokratisches Engagement galt und gilt solchen allgemein- und rechtspolitischen Problemen, die nach überlieferten Vorstellungen und Einstellungen zu unangreifbaren Tabus erstarrt, dem öffentlichen Nachdenken entzogen waren.

 

In zahlreichen Schriften, Vorträgen und öffentlichen Auseinandersetzungen hat sie sich mutig und ohne Vorbehalte drängenden Problemen unserer „unbewältigten Vergangenheit“ gestellt, sich mit ihnen auseinandergesetzt und für die ihrer Einsicht nach erforderlichen Konsequenzen für die Bewältigung der Gegenwart gekämpft. Damit hat sie sich im Sinne der Satzung des THEODOR-HEUSS-PREISES in hervorragender Weise durch Zivilcourage und vorbildliches demokratisches Verhalten ausgezeichnet.

Demokratisch leben

1970