Preisträger 1978

Helmut Schmidt

Demokratische Verantwortung angesichts terroristischer Bedrohung

Der Theodor-Heuss-Preis für 1978 wird Herrn Bundeskanzler Helmut Schmidt verliehen für sein hervorragendes Beispiel bei der Verteidigung unseres freiheitlichdemokratischen Rechtsstaates gegen terroristische Gewalttaten.

 

Er hat als verantwortlicher Regierungschef durch sein persönliches Vorbild deutlich gemacht, daß die Entschlossenheit des Staates, terroristischer Erpressung nicht nachzugeben und ihr mit allen zu Gebote stehenden rechtsstaatlichen Mitteln zu begegnen, begleitet werden muß von der gleichen Entschlossenheit beim Schutz und der Bewahrung der rechtsstaatlichen Prinzipien unserer freiheitlichen Ordnung. Auch in schwersten Krisensituationen und Belastungen ist er in Wort und Tat überzeugend für den Schutz und die Erhaltung unserer demokratischen Grundwerte eingetreten. Helmut Schmidt hat seine demokratische Führungsaufgabe und Verantwortung durch sein persönliches Stehvermögen, die mutige und umsichtige Leitung der Krisenstäbe und seine bei den Erklärungen im Deutschen Bundestag beispielhaft gemeistert.

 

Das Vorbild, das er damit für viele Bürger unseres Staates gegeben hat, verdient im Sinne der Satzung der Stiftung der dankbaren Anerkennung und der Ermutigung.

Manfred Rommel

Eine Theodor-Heuss-Medaille für 1978 wurde Herrn Oberbürgermeister Manfred Rommel zuerkannt für sein beispielhaftes und ermutigendes Bemühen, in der geistigen und politischen Auseinandersetzung unserer Zeit unbeirrbar demokratische, von Liberalität, Toleranz und Gerechtigkeit geprägte Positionen zu vertreten und bei konkreten Anlässen danach zu handeln.

 

Damit setzt er dem um sich greifenden Freund-Feind-Denken und einer – für unsere freiheitliche Ordnung gefährlichen Polarisierung sein persönlich engagiertes, von schwäbischer Natürlichkeit, von Humor und warmer Menschlichkeit geprägtes Vorbild entgegen. Angesichts der Bedrohung unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates einerseits durch skrupellose terroristische Gewalttaten und andererseits durch Tendenzen, bei ihrer Bekämpfung rechtsstaatliche Prinzipien in Frage zu stellen, zeigt Manfred Rommel einen Weg der Vernunft auf, wie beide Krisen gemeistert, wie mögliche künftige Gefährdungen bestanden und unser freiheitliches Gemeinwesen am Ende gefestigter und seiner selbst sicherer aus ihnen hervorgehen kann.

 

Dieses beispielhafte Engagement verdient im Sinne der Satzung der Stiftung die Anerkennung und Ermutigung.

Alfred Grosser

Eine Theodor-Heuss-Medaille für 1978 wurde Herrn Professor Alfred Grosser zuerkannt für sein jahrzehntelanges unermüdliches Engagement auf dem weiten Feld der deutsch-französischen Verständigung und für sein nach beiden Seiten unbeirrbares Eintreten für die Werte und die Würde des liberal-demokratischen Rechtsstaates, sei es gegenüber diesen Prinzipien entgegenstehenden Tendenzen in der Bundesrepublik, sei es gegenüber in jüngster Zeit häufiger werdenden Angriffen in der französischen Öffentlichkeit. Als ein unbequemer Mahner, der seine Überzeugungen nach bei den Seiten auch dann ausspricht, wenn sie ihm Sympathien kosten, wurde Alfred Grosser zum Vorbild eines über nationale Grenzen hinaus wirkenden europäischen Liberalen.

Das Beispiel, das Alfred Grosser mit seinem wissenschaftlichen, politischen und persönlichen Engagement gibt, verdient im Sinne der Satzung der Stiftung der dankbaren Anerkennung und der Ermutigung.

Landesbischof Johannes Hanselmann

Eine Theodor-Heuss-Medaille für 1978 wurde Herrn Landesbischof D. Dr. Johannes Hanselmann zuerkannt für sein bei unterschiedlichen Anlässen wiederholtes, weit in den gesellschaftlichen Bereich hineinwirkendes Eintreten für Toleranz, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit, durch das sich – nach seiner Überzeugung Christen gerade in Zeiten der Bedrohung freiheitlich-demokratischer Werte bewähren müssen.

 

Dabei hat er das Ansehen seines Amtes und seiner Person immer wieder genutzt, sich in Wort und Tat vor allem für die junge Generation einzusetzen, damit sie „in staatsbürgerlich verantworteter Freiheit angstfrei in unserer Demokratie zu leben in der Lage ist“. Durch sein persönliches Eintreten möchte er jungen Menschen, die durch den Verlust verbindlicher Werte und Angst vor der Zukunft verunsichert sind, Halt und Hoffnung geben. Damit übt Bischof Hanselmann im Geiste der Erklärung der beiden großen Volkskirchen “ praktische Diakonie an der Gesellschaft“ und gibt ein Beispiel für die oft geforderte und selten konkret bezeugte Bereitschaft, persönliche Verantwortung und die damit verbundenen Risiken. Dieses Beispiel verdient – im Sinne der Satzung der Stiftung – der Ermutigung und der Anerkennung.

Verteidigung der Freiheit

Die Zukunft unserer Demokratie

Vom 29. September bis 1. Oktober 1978 veranstaltete die Theodor Heuss Stiftung (damals noch Stiftung Theodor-Heuss-Preis) in Kooperation mit dem Politischen Club der Evangelischen Akademie Tutzing eine dreitägige Arbeitstagung "Die Zukunft unserer Demokratie". Die Abschlussveranstaltung war eine Podiumsdiskussion u.a. mit dem damaligen Bundespräsident Walter Scheel, Bundestagspräsident Prof. Dr. Karl Carstens, Bundeskanzler Helmut Schmidt und dem Bundesverfassungsgerichtspräsident Prof. Dr. Ernst Benda.

1978