Preisträger 1975

Bürgerinitiative
"Forum Regensburg" e.V.

Hervorragendes Beispiel praktischer Bürgeraktivität zu Gunsten der Erhaltung der Regensburger Altstadt

Der THEODOR-HEUSS-PREIS für 1975 wurde der Bürgerinitiative „Forum Regensburg“ e.V. zuerkannt für ihr hervorragendes Beispiel praktischer Bürgeraktivität zu Gunsten der Erhaltung der Regensburger Altstadt und für ihre zahlreichen Initiativen zur Verbesserung der Lebensqualität in dieser Stadt.

 

Das „Forum Regensburg“ e.V. wurde 1972 von einer Gruppe Regensburger Bürger, Studenten und Fachleuten mit dem Ziele gegründet, dazu beizutragen, den Lebensraum der Stadt menschenwürdig zu erhalten und zu gestalten. Unwiderbringliche Zerstörungen durch falsche Entscheidungen sollten verhindert und eine vielseitig fundierte Stadtentwicklung offensiv und demonstrativ gefördert werden.

 

Beispielhaft an der Regensburger Initiative ist es, daß sie nicht allein durch Flugblatt- und andere Aktionen demokratisch beunruhigt hat, sondern daß sie entscheidend dazu beiträgt, neue Gedanken und zeitgemäße Aspekte in die öffentliche Diskussion hineinzutragen. Ihre fundierten Untersuchungen und Stellungnahmen zu lebenswichtigen Problemen der Stadtentwicklung, wie etwa der Verkehrsplanung, des Ausbaus eines innerstädtischen Bereichs bis hin zu Fragen des Umweltschutzes, der Landschaftsgestaltung und Abfallbeseitigung, sind als die wesentlichen Voraussetzungen für die große Breitenwirkung der Forumsarbeit zu bewerten.

 

Mit der Zuerkennung des THEODOR-HEUSS-PREISES sollen gemäß der Satzung der Stiftung die Mitglieder des Forums – stellvertretend für andere ähnliche Initiativen – für ihren beispielhaften Einsatz für das Allgemeinwohl öffentlich gewürdigt und gefördert werden.

Arbeitsgemeinschaft für Friedensdienste Laubach

Eine THEOOOR-HEUSS-MEDAILLE für 1975 wurde der „Arbeitsgemeinschaft für Friedensdienste Laubach “    e. V.   zuerkannt für ihre jahrelangen Initiativen im Bereich aktiver Friedensdienste.

 

Die Arbeitsgemeinschaft war 1969 zunächst als eine Initiative von Schülern und Lehrern des Studienkollegs der Paul-Gerhard-Schule in Laubach gegründet worden. Später erweiterte sie ihren Mitarbeiterkreis auf die Bevölkerung, vor allem auch auf Lehrlinge und auf andere Schulen. Bisher wurden zehn sorgfältig vorbereitete Friedensdienste in Polen, Israel, Italien und in den USA in Form von Sozialhilfe, Erntehilfe und Aufbauarbeiten durchgeführt. Neue Arbeitsfelder werden in der Suez-Kanal-Zone, in Neapel und in Wolgograd vorbereitet. Die Erfahrungen, die während der Dienste im Ausland gesammelt wurden, führten bei allen Beteiligten zu einem steigenden Interesse und Engagement auch an den eigenen örtlichen Problemen ausländischer Arbeitnehmer in Laubach und Umgebung, mit Lehrlingsproblemen und dem Strafvollzug. Zahlreiche Schüler sind über das Abitur hinaus in der Arbeitsgemeinschaft weiter tätig. Durch Ausstellungen, Diskussionen und Informationsveranstaltungen bemüht man sich, zur Bewußtseinsbildung in der Öffentlichkeit beizutragen.

 

Damit hat die Arbeitsgemeinschaft für Friedensdienste e.V. gemäß der Satzung der Stiftung THEODOR-HEUSS-PREIS ein hervorragendes Beispiel für demokratische Verantwortung im weitesten Sinne, für Zivilcourage und beispielhaften Einsatz für das Allgemeinwohl gegeben.

Modellversuch Gerechtigkeit - Friede, Lüdinghausen

Eine THEODOR-HEUSS-MEDAILLE für 1975 wurde dem Modellversuch „Gerechtigkeit – Friede“ im Dekanat Lüdinghausen (Münster/Westfalenlen) zuerkannt für seine beispielhaften Bemühungen um das Bewußtmachen der Verantwortung für Entwicklungshilfe.

 

Der Modellversuch, der 1970 von dem jungen Theologen und Juristen Peter Steenpaß initiert wurde, geht von der Einsicht aus, daß kirchliche undd politische Entwicklungshilfe langfristig nur dann gelingen kann, wenn die Problematik der Entwicklungsländer Zugang zum Verständnishorizont aller hichten der Bevölkerung findet. Die nunmehr vierjährige Tätigkeit hat trotz mancher Enttäuschungen und Umwege erfreuliche konkrete Fortschritte gemacht. Im Zusammenwirken mit dem katholischen Hilfswerk Misereor, mit Bundesministerien , Parteien , Schulen und ge- sellschaftlichen Gruppen wurden intensive Information und Aufklärungsarbeit geleistet. In speziellen Aktionen, zum Beispiel einer „Woche der Dritten Welt“, wurde von Schülern und Jugendgruppen konkrete Projektarbeit für den Staat Sambia in Afrika geleistet . An der Planung und Durchführung des Modellversuches sind derzeit aktiv 130 Mitarbeiter beteiligt.

 

Für dieses Beispiel einer demokratischen Initiative und des Einsatzes für das Allgemeinwohl im weitesten Sinne soll der Modellversuch „Gerechtigkeit – Friede“ und sein Initiator stellvertretend für andere ähnliche Bemühungen öffentlich ausgezeichnet und zur Weiterarbeit ermutigt
werden.

Weltverantwortung und individuelle Lebenschancen

1975