Zum Tod von Berthold Leibinger

Tief traurig haben wir die Nachricht vom Tod unseres früheren Preisträgers und wohlwollenden Förderers Berthold Leibinger vernommen. Berthold Leibinger war eine einzigartige Persönlichkeit. Wer ihn kannte wird seine wache, kluge, warmherzige Menschlichkeit und seinen im Gespräch immer wieder aufblitzenden, schalkhaften Humor nie vergessen.

 

Ausgerüstet mit hoher Intelligenz, Fleiss, Zielstrebigkeit und Mut errichtete er aus einem kleinen mittelständischen Betrieb einen technologischen Weltkonzern und Weltmarktführer. Eine beispiellose unternehmerische Leistung, die dem Wirken eines Robert Bosch in nichts nachsteht. Seine, vor einigen Jahren publizierten Lebenserinnerungen lesen sich wie ein Roman und sind getragen von einem unzerstörbaren Optimismus und einer beispielhaften Zukunftsbejahung. Wie glücklich, wer im Rückblick sagen kann: «Wer wollte eine andere Zeit als diese».  Schwabe durch und durch, mit einem klaren, verinnerlichten Wertegerüst auf festem, auch religiösem Fundament, in persönlichen Dingen zurückhaltend, ja geradezu bescheiden, war Leibinger ein großzügiger Förderer und Mäzen, der zielgerichtet gerne und mit weitem Herzen gab. Ungezählt sind die kulturellen Institutionen, die auf seine Hilfe zählen konnten. Die Literatur lag ihm dabei besonders am Herzen mit der Unterstützung des Marbacher Schiller Nationalmuseums, des  Literaturmuseums der Moderne und des Thomas Mann House in Los Angeles. Auch unsere kleine Stiftung, der er sich immer herzlich verbunden fühlte, durfte auf seine Unterstützung zählen. Wie gerne hätten wir ihn, wie ursprünglich einmal geplant, in diesen Tagen wiedergesehen.

 

Wir verneigen uns in großer Dankbarkeit und Demut vor einer überragenden Unternehmerpersönlichkeit und einem großen Menschen. Er war ein Solitär.

 

Ludwig Theodor Heuss