60. Theodor Heuss Preis für Maia Sandu

Maia Sandu, Präsidentin der Republik Moldau, hat in Stuttgart den Theodor Heuss Preis erhalten. Die ehemalige Sowjetrepublik Moldau wird von Russland massiv unter Druck gesetzt, doch Sandu hält mit demokratischen Werten und klarem Rechtsstaats-Kurs dagegen. „Die Demokratie ist uns nicht in den Schoß gefallen, sondern etwas, wofür wir gekämpft haben“, sagte Sandu. „Unsere Demokratie ist nur eine Generation alt. Und wie alle jungen Demokratien ist sie zerbrechlich. Doch sie wird immer stärker.“ Gesine Schwan, Kuratoriumsvorsitzende der Theodor Heuss Stiftung zeigte sich begeistert von der Preisträgerin: „Maia Sandu ist die Präsidentin eines kleinen Landes, aber mit ihrem Mut, ihrer Beharrlichkeit, ihrer Hingabe an die politische Sache von Freiheit und Demokratie ist sie ein großes Vorbild für uns alle!“, erklärte Schwan.

Ausgezeichnet wurden auch drei Projekte, die sich für die Demokratie in Europa stark machen, sie erhielten Theodor Heuss Medaillen: Die Initiative Campo della Pace bringt junge Menschen aus Deutschland und Italien am Ort eines SS-Massakers in Italien zu einem Friedenscamp zusammen. Die Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa organisiert Treffen zwischen jungen Menschen aus Deutschland, Polen, Tschechien, der Ukraine und Belarus. Eine Medaille erhielt auch das Treibhaus Döbeln, ein Kulturzentrum in Sachsen. Die Festrede im Stuttgarter Haus der Wirtschaft hielt der frühere luxemburgische Außenminister Jean Asselborn.

Preis und Medaillen wurden zum 60. Mal vergeben, diesmal unter dem Motto: „Für Demokratie gewinnen! Europas Verantwortung für Menschenwürde und Frieden“. Die Theodor Heuss Stiftung, die 1965 von der Politikerin Hildegard Hamm-Brücher und Freunden des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss gegründet wurde, ist eine der ältesten Organisationen, die sich für Demokratie und Bürgerrechte in Deutschland einsetzt. Ihr Ziel ist es, Demokratinnen und Demokraten aus unterschiedlichen politischen Lagern und gesellschaftlichen Gruppen zusammenzubringen. So sollen Menschen zur Demokratie ermutigt und für Demokratie begeistert werden. Aktuell sitzt der Enkel des ersten Bundespräsidenten, der Arzt Ludwig Theodor Heuss, der Stiftung vor. In den vergangenen Jahrzehnten haben etwa der Europäische Gerichtshof, die Politiker Gerhart Baum und Rita Süßmuth, die russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, der Philosoph Jürgen Habermas oder der Künstler Christo den Theodor Heuss Preis erhalten. „Mit unseren Preisverleihungen messen wir seit sechzig Jahren die Temperatur der Demokratie“, sagt Ludwig Heuss. „Gerade ist es fiebrig. Das macht es besonders wichtig, dass – über alle Gräben hinweg – diejenigen sich zusammentun, denen Demokratie und Freiheit etwas bedeutet. Die Preis- und Medaillenträger versprühen jedes Jahr ansteckende Begeisterung für das Abenteuer der Demokratie. Für dieses Vorbild sind wir Menschen wie Maia Sandu und den Engagierten aus den Initiativen zu großem Dank verpflichtet.“

Stuttgart, 24.5.2025


(Fotos Jan Potente)

Link zum Mitschnitt der Veranstaltung: https://youtube.com/live/SmbaxA0WWrw?feature=share