Christian Petry

 

Christian Petry
2. Dezember 1941 – 12. November 2018

 

Seit einigen Jahren schon wussten wir von der heimtückischen Krankheit, gegen die Christian Petry einen tapferen Kampf führte, und gleichwohl lässt uns nun die Nachricht von seinem Tod erschüttert zurück. Christian Petry gehörte doch eigentlich zu den Menschen, die niemals altern. So lange ich mich an ihn erinnern kann, und das sind mehr als drei Jahrzehnte, strahlte er immer die gleiche gedankliche Frische, den gleichen ungebrochenen Optimismus, Humor, ja, ich kann es nicht anders umschreiben: die gleiche unverwüstliche Jugendlichkeit aus.

 

Die Verbindung von Christian Petry zur Theodor Heuss Stiftung reichen zurück bis in die Mitte der 1980er Jahre, als er, Geschäftsführer der Freudenberg-Stiftung, zunächst als Begleiter und Gesprächspartner unseres langjährigen Vorstandsmitgliedes Hermann Freudenberg an Veranstaltungen und immer häufiger auch als Gast an inhaltlichen Gesprächsrunden teilnahm. 1991 wurde er ordentliches Mitglied des Kuratoriums und 1997, nach dem Ausscheiden Hermann Freudenbergs, Mitglied des Vorstands. Während dieser langen Zeit hat Christian die Geschicke der Heuss-Stiftung an unzähligen Stellen ganz wesentlich beeinflusst. Häufig aus der zweiten Reihe, indirekt, durch das Lancieren eines Themas oder Vorschlägen zu Personen. Wenn man «institutionell vernetztes Denken» personifizieren müsste, so war er das geborene Beispiel. Unzählige Kooperationen und menschliche Verbindungen der vergangenen Jahrzehnte gingen auf seine Idee und sein weitverzweigtes Beziehungsgeflecht zurück. Dabei liebte er den unkonventionellen, im ersten Moment ausgefallen erscheinenden Einwurf, den er in der Diskussion mit Verve und Leidenschaft darzustellen und meist auch durchzusetzen vermochte. Christian war ein seltener Mensch, dem trotz seiner Einbindung in die sachlichen Zwänge der bürokratischen Gegebenheiten die Phantasie, auch die Phantasie zum geglückten Zusammenleben einer besseren Gesellschaft nie abhandenkam. Er konnte ermutigen, Vertrauen in Menschen setzen, ihnen zusprechen und sich am erreichten Erfolg der anderen freuen. Aus ihm sprach ein zutiefst pädagogisches Flair, auch familiär wurzelnd im Umfeld der Reformpädagogik der Vorkriegszeit, das, nicht an die Erziehung, aber an die Bildung des freien, selbstverantwortlichen Menschen glaubte. Natürlich gab es da auch Enttäuschungen, aber im innersten seines Herzens war Christian Petry ein Pädagoge, ein Ermöglicher, ein Menschenbildner. Er, den ein besonders enges Verhältnis zu Italien und seiner Kultur verband, setze sich schon früh ganz besonders für interkulturellen Dialog ein und geradezu hellseherisch war sein immer wiederkehrender Fokus auf die Frage des Religionsfriedens in den Städten.

 

Nun ist er von uns gegangen, wie es seine Art war, leise, unaufgeregt, jugendlich in seinem 77. Lebensjahr. Wir, die von ihm dankbar so viel empfangen durften, bleiben sehr traurig zurück.

 

Ludwig T. Heuss

Vorsitzender der Theodor Heuss Stiftung