Nachruf auf
Gerhart Rudolf Baum

(1932–2025)

 

Die Theodor Heuss Stiftung trauert um Gerhart Rudolf Baum, einen unermüdlichen Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Mit ihm verlieren wir eine herausragende liberale Persönlichkeit unserer Zeit – einen Mahner, Vordenker und engagierten Demokraten, der über Jahrzehnte hinweg unsere politische Kultur mitgeprägt hat. Wir verlieren auch einen persönlichen Freund, Fürsprecher und Wegweiser.

 

2008, als Gerhart Baum mit dem Theodor Heuss Preis ausgezeichnet wurde, löste die Ankündigung Verwunderung aus. Nicht, dass er die Auszeichnung erhielt, sondern vielmehr, dass er sie nicht schon längst erhalten hatte. So sehr galt er dem Kreis der Stiftung, insbesondere der Gründungsvorsitzenden Hildegard Hamm-Brücher, politisch, aber auch persönlich verbunden. Doch die Auszeichnung begründete sich durch die Tat. Durch sein wahrlich «beispielhaftes persönliches und politisches Engagement für die Verteidigung der im Grundgesetz verankerten Freiheits- und Menschenrechte», wie es in der Verleihungsurkunde stand. In der Folge wurde Gerhart Baum Mitglied des Kuratoriums. Er begleitete über viele Jahre die Arbeit der Stiftung und prägte mit seiner klugen, kritischen und zugleich zukunftsgewandten Haltung unseren Diskurs über Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftliche Verantwortung. Mit großer Sensibilität für die Entwicklungen in Russland und der Ukraine lenkte er in den letzten Jahren mit Nachdruck unsere Aufmerksamkeit auf diese Region. Unvergessen bleibt sein Podiumsgespräch mit Irina Scherbakowa, der Gründerin von Memorial (2022), und seine engagierte Diskussion mit dem Nawalny-Vertrauten Leonid Wolkow (2023). Sein flammendes Schlusswort anlässlich der letzten Verleihung (2024) zum Schutz der Verfassung und als Warnung vor rechten autoritären Verführern schloss er mit einem Zitat von Thomas Mann: der Hoffnung auf die «rettende Ehrfurcht des Menschen vor sich selbst».

 

Gerhart Baums politisches Wirken war stets von diesem Geist geprägt: ein unerschütterlicher Glaube an die offene Gesellschaft, die Kraft des freien Wortes und die Verantwortung des Einzelnen für das Gemeinwohl. Als Bundesinnenminister setzte er Maßstäbe für eine freiheitliche Sicherheitspolitik, als streitbarer Jurist kämpfte er gegen staatliche Überwachung und für den Schutz der Grundrechte. Doch sein Engagement reichte weit über die Tagespolitik hinaus: Als Kulturförderer, als kritischer Intellektueller und als moralische Instanz blieb er bis zuletzt eine der wichtigsten Stimmen für eine wehrhafte Demokratie.

 

Mit Gerhart Baum verlieren wir nicht nur einen großen Liberalen, sondern auch einen langjährigen Freund und Weggefährten der Theodor Heuss Stiftung. Seine Stimme wird fehlen – als mahnender Verteidiger der Grundrechte, als Brückenbauer zwischen den Generationen, als unerschrockener Streiter für eine offene, tolerante Gesellschaft. Sein Vermächtnis wird uns weiterhin leiten – so, wie er es in einer persönlichen Widmung in seinem letzten Buch formulierte: «Für unsere gemeinsame liberale Sache.»

 

Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.

 

Prof. Dr. Ludwig Theodor Heuss