Preisträger 2005

Human Rights Watch

Der Theodor-Heuss-Preis für das Jahr 2005 wird der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) für ihr langjähriges Engagement zur Einhaltung der Menschenrechte verliehen.

 

Die Organisation wurde 1978 zunächst als Helsinki Watch zur Einhaltung der Menschenrechte in der Sowjet-Union und in Osteuropa gegründet. Heute arbeitet sie weltweit mit hunderten von freiwilligen Mitarbeitern, darunter Anwälte, Journalisten und Länderexperten, von einem zentralen Büro in New York und Außenstellen u.a. in Brüssel, London, Genf sowie einigen afrikanischen und südamerikanischen Ländern aus. In Deutschland soll dieses Jahr eine Gründung erfolgen. Nachforschungen der Organisation werden derzeit an über 70 Brennpunkten gravierender Menschenrechtsverletzungen durchgeführt, unter anderem im Sudan, Irak, Kongo, in Darfur, Nepal, Afghanistan und in US-Gefängnissen wie Abu Ghraib und Guantanamo Bay. Besondere Schwerpunkte der in jeder Hinsicht, auch finanziell, regierungs- und politisch unabhängigen Untersuchungen waren in jüngster Zeit z. B. sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder, Waffenlieferungen, Misshandlungen von jungen Rekruten in der russischen Armee, AIDS in Afrika, Kindersoldaten u.v.m.

 

Andere Projekte beziehen sich auf die Freiheit der akademischen Lehre, die Verantwortung von Konzernen, auf internationales Recht, Zensur und Flüchtlinge. Die Berichte von Human Rights Watch sind wegen ihrer Genauigkeit, Unparteilichkeit und Vollständigkeit bei Regierungen und internationalen Organisationen anerkannt, aber auch gefürchtet. Aufgrund ihrer Erfahrungen sind die Mitarbeiter von Human Rights Watch davon überzeugt, dass Menschenrechte besser geschützt werden können, wenn ein Netzwerk freiwilliger gesellschaftlicher Zusammenarbeit über ihre Einhaltung wacht, Verstöße öffentlich anprangert und Abhilfe durchsetzt.

 

In einer Zeit, in der weltweit vor aller Augen auf unterschiedlichsten Ebenen des politischen und gesellschaftlichen Handelns im kleinen und großen Maßstab die Menschenrechte missachtet und mit Füssen getreten werden, zeigt diese Organisation beispielhaft, wie einem eklatanten Missstand mit friedlichen Mitteln entgegengetreten werden kann. Dafür schulden wir Human Rights Watch Dank und Anerkennung. »

 

 

 

 

 

Preisträger 2005

Prof. Dr. Meinhard Miegel

Der Theodor-Heuss-Preis für das Jahr 2005 wird dem Juristen, Gesellschaftswissenschaftler und Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn e.V. (IWG) Meinhard Miegel zuerkannt, weil er ein Aufklärer, ein unbestechlicher und manchmal unerbittlicher Beschreiber und Deuter gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sachverhalte ist.

 

Sein Instrument war und ist das 1977 gemeinsam mit Kurt Biedenkopf gegründete Institut für Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn. Das Institut sieht eine seiner zentralen Aufgaben in der Beratung von Politik, hat es aber stets vermieden, sich von öffentlichen Finanzquellen abhängig zu machen. Das IWG war und ist ausschließlich privat, durch die Mitglieder des Trägervereins finanziert, eine ganz und gar zivilgesellschaftliche Organisation. Bei der selbst gestellten Aufgabe radikaler Sachverhaltsaufklärung wurde auf die Interessen der Geldgeber, wenn diese im Gegensatz hierzu standen, nie Rücksicht genommen. Viele Mächtige fanden sich im Spiegel der Publikationen von Miegels Institut als Kaiser ohne Kleider. Aber Miegel sah sich nie nur als Enthüller, sondern als Planer. Er nutzte viele Gelegenheiten, zum Beispiel in der Bayrisch-Sächsischen Zukunftskommission, um sich an der Entwicklung von Antworten auf die von ihm und seinen Kollegen analysierten Probleme zu beteiligen. Angesichts der Unfähigkeit von Politik und Verbänden, notwendige und vorgeschlagene Reformwege zu gehen, gründete Miegel den Bürgerkonvent. Ziel ist es Bürger zu mobilisieren, die in allen Parteien und an vielen anderen Stellen der Gesellschaft Zukunftsmut machen sollen.

 

Der Theodor-Heuss-Preis 2005 gilt einem unermüdlichen Aufklärer, der Wahrnehmungsverzerrungen und Denkblockaden aufzeigt, Lösungswege benennt und vor Erstarrungen und dem Verlust der Zukunftsfähigkeit warnt. Dafür schulden wir ihm Dank und Anerkennung. »

 

Preisträger 2005

Prof. Dr. Klaus Töpfer

Der Theodor-Heuss-Preis für das Jahr 2005 wird dem Leiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi/Kenia Klaus Töpfer zuerkannt, weil er ein glaubwürdiger und leidenschaftlicher Verfechter einer nachhaltigen Entwicklung von Umwelt und Gesellschaft im globalen Zusammenhang ist. Er verkörpert damit ein wesentliches Element von Zukunftsfähigkeit, das den engen Spielraum ausschließlich nationaler und kurzfristiger ökonomischer Interessen sprengt.

 

Beharrlich und gegen Widerstände hat Töpfer seine Politik für Umweltschutz fortgeführt und sich dabei als Vermittler zwischen Interessengegensätzen bewährt. Als gelernter Ökonom und Befürworter einer sozialen Marktwirtschaft war ihm dabei die Suche nach dem praktisch Mach- und Realisierbaren ein bedeutendes Ziel. Ein wichtiger Erfolg war die UN Konferenz 1992 in Rio de Janeiro, zu der Töpfer als damaliger Bundesumweltminister und Vertreter der Bundesregierung maßgeblich beigetragen hat. Als Leiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi hat er eine Außensicht auf die Entwicklungen in Deutschland und Europa. Er betont immer wieder die große Bedeutung internationaler Zusammenarbeit, ohne die sich die Gefahren für Wasser, Luft, Wald und Wetter nicht bannen lassen. So ist er auch ein Wegbereiter des Kyoto-Protokolls, das er als Maßnahme zum schrittweisen Abbau fossiler Brennstoffe und damit des CO2-Ausstoßes in unserer Energieversorgung unterstützt. Ebenso hält er Ökosteuern als Lenkungsmaßnahme für sinnvoll und unterstützt den Einsatz erneuerbarer Energien.

 

Der Theodor-Heuss-Preis 2005 gilt einem ehrlichen Vermittler im globalen Interessenausgleich, der die Bedeutung des Umweltschutzes weltweit voranzutreiben sucht, sich für die Interessen der Entwicklungsländer einsetzt und in vorbildlicher Weise besonders jungen Menschen Mut macht und Wege in die Zukunft aufzeigt. Dafür schulden wir ihm Dank und Anerkennung.

Es wurden keine Theodor Heuss Medaillen vergeben

40 Jahre Theodor Heuss Stiftung 1965-2005
– Herausforderungen für die Zukunft

2005